Forum Cella Principum informiert

 

FORUM CELLA PRINCIPUM INFORMIERT

 


Wegbegleiter lassen Walter Berchtold hochleben

80. Geburtstag des Ehrenbürgers und Vorsitzenden des Forums Cella Principum gefeiert

– Hinreißende Wiender Lieder mit Irmi und Christian Auer

 

von Bernhard Brunner

Fürstenzell. Wo sonst als in seinem „Wohnzimmer“, der Portenkirche, sollte der Vorsitzende des Forums Cella Principum und Erretter dieses Kleinods von Fürstenzell, runden Geburtstag feiern? Walter Berchtold, Ehrenbürger der Marktgemeinde, ließ eine erlesene Schar aus Freunden und Weggefährten, zudem natürlich seine Familie, in  diesem besonderen äußeren Rahmen zum 80er hochleben. Typisch für den Jubilar: Anstatt persönlicher Geschenke hatte sich der gebürtige Oberösterreicher Spenden für den von ihm vor über 25 Jahren ins Leben gerufenen Bürgerverein gewünscht.

 

  Was wäre eine Feier für den kulturbeflissenen Wahl-Fürstenzeller ohne Musik? Nach einem Ständchen von Enkelin Eva-Marliese – zunächst solo am Sauter-Flügel, dann zusammen mit ihrem Onkel vierhändig intoniert – trat die in der Region bekannte Sängerin Irmi Auer aus Vilshofen, zur Klavierbegleitung durch ihren weit über die Heimatgrenzen hinaus renommierten Sohn Christian Auer – freiberuflicher Musiker, Komponist, Pianist, Entertainer und Musiktheatermacher, unter anderem Autor erfolgreicher Musicals – mit Wiener Liedern auf. Tränen lachte die Runde beispielsweise beim urwitzigen Song „Ich wünsch mir zum Geburtstag einen Vorderzahn“ aus der Feder von Hugo Wiener.

 

  Die Lacher auf seiner Seite hatte auch Dr. Peter „Huss“ Reindl, Beiratsmitglied des Forums Cella Principum, mit seiner Laudatio auf Walter Berchtold, in der er über weitere Ehrungen für den vieldekorierten Jubilar sinnierte. Aufgrund dessen Herkunft in der Nachbar-Republik schlug er die Verleihung des Titels „Wirklicher Marktrat“ vor, dazu die Überreichung der Papageno-Nadel, die Anerkennung des Rangs „Portner ehrenhalber“ und – im Vorgriff auf die vielleicht irgendwann einmal realisierte Fürstenzeller Umgehungsstraße und Ortskernsanierung – die Benennung eines „W.B.-Platzes“ mit viel Grün und dem Namensschild „Walter“ samt klein beigefügtem Zusatz „von der Vogelweide“, weshalb sich die Touristen fragen sollten, wer denn bloß dieser Walter sei.

 

  Einem Loblied gleich kam die Ansprache des Gastgebers selbst, der sich stolz auf seine Ehefrau – die zweite Bürgermeisterin Uschi Berchtold – und seine ganze Familie zeigte. Gleichzeitig bekundete er zur Freude der Gratulanten, darunter auch Fürstenzells erster Bürgermeister Manfred Hammer und Altlandrat Franz Meyer, Ehrenmitglied des Forums Cella Principum, sich noch frisch, neugierig und lebensfroh zu fühlen, dazu Fürstenzell als „noch immer spannend“ zu empfinden. „Fürstenzell ist mir mehr als nur Heimat“, betonte Walter Berchtold und bedankte sich für die ihm entgegengebrachte Sympathie, aber auch die tatkräftige und finanzielle Unterstützung sowie die positiven politischen Entscheidungen zugunsten der Vereinsarbeit.

 

  Seinen beiden Enkelkindern Konrad und Evi übergab der junggebliebene Achtziger zu diesem Anlass einen Auszug aus der bewegten Familiengeschichte der Berchtolds, die aus Mörel im Oberwallis (Schweiz) stammen und im 12. Jahrhundert in das heutige Vorarlberg sowie nach Tirol ausgewandert sind. Bereits 1218 sei ein Gutsbesitzer Hennsli Berchtold im Klostertal aktenkundig. Seit 1577 sei die Familie im Geschlechterbuch der Gemeinde Mittelberg im Kleinen Walsertal geführt.

 

  Schon zu Zeiten, in denen das noch nicht jedem erlaubt gewesen sei, habe das Geschlecht der Berchtolds ein Familienwappen führen dürfen, erzählte Walter Berchtold und präsentierte das Wappen aus dem Wallis mit dem lateinischen Wahlspruch „nemini infestus“, was zu Deutsch heißt: „Niemandem feindlich“. Nun seien die beiden Enkel an der Reihe, die Pflege des ausgeprägten Sippenbewusstseins wie bisher von Generation und Generation weiterzugeben, wobei es keineswegs beabsichtigt sei, billige Eitelkeit zu befördern. Die Botschaft des Jubilars an seine Nachkommen: „Es geht vielmehr darum, zu wissen, woher man kommt, um klarer zu erkennen, wohin man geht.“

 

  Eine zusätzliche schöne Geburtstagsüberraschung für Walter Berchtold gab es bei der Sichtung und Zählung der Geldspenden zugunsten des Forums Cella Principum anlässlich des runden Geburtstags zusammen mit Vorstandsmitglied Professor Johann-Bernhard Haversath. Zusammengekommen war eine ansehnliche Summe für den vom Jubilar angeführten Bürgerverein, „Damit hätte ich nicht gerechnet“, zeigte sich Berchtold erstaunt und glücklich zugleich.

 

In die Schar der Gratulanten zum 80. Geburtstag von Ehrenbürger Walter Berchtold (2.v.r.), im Bild mit seiner Frau Uschi, reihten sich auch Fürstenzells erster Bürgermeister Manfred Hammer (2.v.l.) und Altlandrat Franz Meyer ein.


– Fotos: Brunner

 

Die Portenkirche in Fürstenzell ist ein kulturelles Biotop

Walter Berchtold - Gründer und Vorsitzender des Vereins Forum Cella Principum e.V. im Interview

 

Veröffentlicht von Ivana Meiski (Podcast zur Geschichte in und um Passau)

Herr Berchtold, Sie sind Vorsitzender des Vereins Forum Cella Principum e.V., der dieses Jahr sein 25- jähriges Bestehen feiert, welche Ziele verfolgen Sie und die über 200 Mitglieder?

Unser Verein setzt sich satzungsgemäß u.a. für die Schärfung des allgemeinen Bewusstseins, für die Erhaltenswürdigkeit, den Schutz und die Pflege von Kultur und Erhaltung der historischen Bausubstanz, insbesondere der Wiederherstellung der Portenkirche zum Ziel.

Warum gerade die Portenkirche?

Weil sie für das Ortsbild prägend ist und weil sie zu den ältesten Bauwerken Fürstenzells zählt. Nach einem Schattendasein von über 200 Jahren weht, Gott sei Dank, wieder frischer Wind, erklingt wieder Musik in dem ehrwürdigen Gemäuer.

Erzählen Sie uns doch etwas über die wechselvolle und bewegte Geschichte der Portenkirche.

Ja, da muss ich weiter ausholen. Zisterzienserklöster besaßen von Anfang an einen klar abgegrenzten Pfortenbereich, die Pforte war der einzige Zugang zum Kloster. Neben der Pforte war jeweils eine Kapelle beziehungsweise Kirche errichtet. Portenkirchen sind demnach eine zisterziensische Besonderheit. 1274 gründeten von Aldersbach kommende Mönche das Kloster Fürstenzell - und der erste Abt Walther begann mit dem Bau der Portenkirche im damals herrschenden romanischen Stil.
Bereits 1490 erneuerte Abt Johannes Schletterer den Chor der Portenkirche im gotischen Stil und 1780 ließ Abt Otto Prasser den Portenbereich völlig neu gestalten. Das Langhaus wurde erweitert und im klassizistischen Stil umgebaut, das hohe, gotische Gewölbe des Chorraums wurde abgeschlagen und durch eine hölzerne Kuppel ersetzt. Auf diese trug der Tiroler Maler Ignaz Keyl ein prächtiges Deckenfresko auf. Erwähnenswert dabei ist, dass der junge Künstler Ignaz Keyl von den Fürstenzellern Zisterziensern auf eine Studienreise nach Rom geschickt worden ist, wo er die Freskomalerei und die Freskotechnik erlernt hat. Und dabei sogar einige Preise erzielt hat. Es ist erstaunlich, dass im 19. Jahrhundert bereits eine Künstlerförderung in dieser Form von den Zisterziensern betrieben worden ist.

Was ist auf dem Deckengemälde heute noch zu sehen?

Interessant ist, dass das frühklassizistische Gemälde seit seiner Entstehung um 1780 nie übermalt wurde und bis zur gründlichen Reinigung und Renovierung 2007 in seinem ursprünglichen Zustand erhalten geblieben ist. Seine hohe künstlerische und stilistische Qualität bestätigen auch Wissenschaftler*innen am Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland, in ihrem 2016 erstellten Gutachten.
Das Fresko stellt die Hochzeit des Lammes dar, der Künstler illustriert dabei eine Textstelle aus der Endzeitvision der Geheimen Offenbarung des Johannes, der sogenannten Apokalypse und behandelte das Thema dem Zeitgeschmack des ausgehenden Rokoko entsprechend anmutig.

Die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert läutete mit der Säkularisation das unaufhaltsame Ende der Klöster ein - was geschah mit der Portenkirche und ihrem Inventar?

Aufgrund des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. Februar 1803 fiel das Vermögen aller Klöster dem jeweiligen Landesherren zu. Auch das Fürstenzeller Kloster wurde aufgehoben, die Portenkirche entweiht und als Viehstall und Scheune für die Pfarrökonomie genutzt. Mit den drei klassizistischen Altären der Portenkirche wurde die Pfarrkirche von Heining ausgestattet. Bis 1952 blieb die Portenkirche im Besitz der katholischen Pfarrkirchenstiftung. 1952 kam die Portenkirche in den Besitz der Gemeinde und wurde in den 70er Jahren verkauft. 1976 wurde dann das Langhaus demoliert und durch einen Neubau ersetzt. Das der übrig gebliebene Chorraum nicht auch niedergerissen wurde, verdankt er
dem Deckengemälde, dessen kunsthistorische Bedeutung von Fürstenzeller Bürgern erkannt wurde. 1997 setzte sich der neu gegründete Verein Forum Cella Principum e.V. tatkräftig für den Erhalt und die Rettung der Portenkirche ein. 2006 begannen die Restaurierungsarbeiten, an der bereits ruinösen Portenkirche, bei denen das Forum Cella Principum e.V. die Projektkoordination übernahm.

Was waren die Herausforderungen bei der Portenkirchensanierung?

Die besondere Herausforderung bestand darin, den Denkmalschutz, dem das gesamte Bauwerk unterliegt, mit den Anforderungen, die in der Jetztzeit, an ein für die Öffentlichkeit bestimmtes Bauwerk gestellt werden (Sicherheit, Brandschutz usw.) in Übereinstimmung zu bringen. Diese Aufgaben wurden vom Architekten überzeugend gelöst. 2008 wurde die Portenkirche als repräsentativer Bau für kulturelle und private Veranstaltungen der Öffentlichkeit übergeben. Der Chorraum der Portenkirche glänzt in erneuerter Schönheit. In das Restaurierungs-programm ist auch der Vorplatz der Portenkriche einbezogen worden. Auf dem Vorplatz fanden die Sandsteinfiguren, die einst die Westfassade der Klosterkirche geschmückt hatten, eine neue Bleibe. Es sind die Statuen der Maria Immaculata, des hl. Benedikt und des hl. Bernhard, die der Bildhauer Wolfgang Reithmayr aus Vilshofen 1745 geschaffen hat. 2012 wurde der Platz dann feierlich übergeben, gleichzeitig feierte der Landkreis Passau sein 40-jähriges Bestehen und die Kreismusikschule ihr 20-jähriges.

Die Veranstaltungen in der Fürstenzeller Portenkirche sind mittlerweile eine feste Größe in der kulturellen Landschaft des Passauer Landes und darüber hinaus. Was macht die Portenkirche und das FCP so attraktiv?

Die Einladung zur Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur und die
außergewöhnliche Atmosphäre dieser Einladung folgen zahlreiche Stammgäste – allen Alters – Musikliebhaber und an aktuellen Themen Interessierte. Sie alle wollen die wunderbaren Konzerte, besonders die Meisterkonzerte und die interessanten Vorträge aus der Reihe „Unterm Brennglasl“ hören und erleben. Unser Bestreben ist es, über Kunst und Kultur die Menschen zusammenzubringen, denn Kultur verstehen wir als ein verbindendes Element, Kultur ist die DNA unseres Vereines und wie eingangs erwähnt in seinen Satzungen festgeschrieben.

Was kann Kunst – was kann Musik bewirken?

Wenn man erlebt, wie Meister ihres Faches ein Konzert geben, ist man bewegt. Es sind die inspirierenden Begegnungen, sowie die elektrisierende Stimmung die sich dabei entwickelt. Sie ist einzigartig und sozusagen ein Geschenk - mir geht es immer so - man geht bereichert nach Hause.
All dies und noch viel mehr kann man in der Portenkirche erleben.
Nicht nur den Zauber des historischen Gebäudes, das heute noch vom innovativen Geist der Zisterzienser erfüllt ist, nicht nur das prächtige Deckengemälde, sondern auch die bildschönen Engelsskulpturen aus der Werkstatt des Hofbildhauers Joh. Baptist Straub, sondern auch das die Vorderwand des Obergeschosses zierende Gemälde des Kirchen und Freskomalers Hermenegild Peiker. Im Gewölberraum des Untergeschosses werden die Besucher beim Betreten von einer Bronzestatue begrüßt, einem Werk der Vilshofener Künstlerin Edel Maria Göpfert.

Wie sehen sie in erster Linie die Aufgabe des FCP e.V. ?

Der Kulturbetrieb in der Portenkirche ist ein Projekt des Forum Cella Principum e.V. der seit 1997 in dieser Form besteht. Er ist eine Angelegenheit der Bürger von Fürstenzell und unserer Region. Wir wollen vor allem eines sein: Eine verbindende Plattform für all jene, die sich auf ein Kulturerlebnis einlassen. Die Portenkirche ist kein Museum, sondern ein lebendiges kulturelles Biotop. Ein Raum für Kultur, ein Raum für Begegnung, ein Raum für Andacht und ein Raum für Festlichkeiten. Denn Kunst und Kultur sind Grundnahrungsmittel unserer Seele, die wir gerade in Krisenzeiten dringend benötigen. Darin sehen wir unsere Aufgabe
und das kann das Forum Cella Principum e.V.: ein zisterziensisches Erbe mit neuem Geist erfüllen. Und, dass wir einen festen Platz im heimischen Kulturleben einnehmen, haben wir in den letzten 25 Jahren hinlänglich bewiesen. Die Investition der Marktgemeinde Fürstenzell und des FCP e.V. in die Portenkirche hat sich gelohnt

Was unternimmt der Verein, um auch jungen Leuten den Besuch der
Portenkirche schmackhaft zu machen? Einige Schüler der Mittelschule Fürstenzell haben sich hierfür ein Rap-Konzert gewünscht. Könnten Sie sich auch so eine Art von Veranstaltung für die Portenkirche vorstellen, oder haben sie bereits ein Programm, das Jugendliche ansprechen soll?

Wir haben bereits ein Programm, das die Jugendlichen anspricht. Und wir sind auch gerne bereit, ein Rap-Konzert zu veranstalten. Unser Fokus richtet sich an die Jugend, die Internationalität und Jugend sind für uns ein ganz wichtiger Punkt in unserer Vereinsarbeit und wir können die jungen Leute nur ermuntern, dass sie uns Gruppen vorschlagen, die wir dann bei uns auftreten lassen. Und ich bin sehr froh, über den Hinweis. Es gibt bei uns keine Einteilung von Musik und Veranstaltungen; es muss nur gut sein, das ist das einzige Kriterium, das wir an die Veranstaltungen stellen. Und in diesem Sinne: Nur zu, die sollen sich melden und dann könne wir gerne gemeinsam etwas machen.

Danke für das Interview.

2017-2021: Die ersten fünf Jahre

Vielfältige Themen, tiefe Einblicke, interessiertes Publikum

 

Die 2017 von Walter Berchtold ins Leben gerufene Vortragsreihe ‚Unterm Brennglasl‘ spiegelt einen Teil der kulturellen Aktivitäten des Bürgervereins Forum Cella Principum e. V.; die Auswahl der Themen erfolgt nach einem klaren Konzept: die Inhalte müssen aktuell sein, die Vortragenden sind Fachleute des jeweiligen Gebiets, die Themenfelder sind breit gestreut, die Präsentationen richten sich an ein interessiertes Publikum.


In der Portenkirche finden jeweils mittwochs um 19 h die Vorträge statt. Die Rednerinnen und Redner unterstreichen und verdeutlichen ihre Aussagen durch Abbildungen, Texte und Grafiken, in der anschließenden Diskussion geht es um offene Fragen, um weitere Differenzierungen oder um kontroverse Einschätzungen. In allen Fällen hat die sachliche Ausrichtung der Beiträge oberste Priorität.


Der erste Vortrag am 6.4.2017: Dr. Florian Hartleb referierte zum Thema ‚Die Stunde der Populisten‘ in der Portenkirche.


Der Vortragsraum mit seinem ansprechenden Ambiente ist immer gut gefüllt – von den Einschränkungen in Pandemie-Zeiten natürlich abgesehen. Die Vortragenden schlagen jeweils ganz unterschiedliche Kapitel auf: mal geht es um Landwirtschaft (s. Liste der Vorträge, Nr. 3), mal um Digitalisierung (Nr. 6), dann wieder um Geschichte (Nr. 4, Nr. 13 oder Nr. 18), um Politik (Nr. 1, Nr. 10 oder Nr. 11), um ferne Länder (Nr. 2, Nr. 7, Nr. 9) oder um Kunst (Nr. 14) und Geographie (Nr. 2, Nr. 12). Dieses weite Themenspektrum, das auch mit Raum und Zeit, Natur und Kultur umschrieben werden kann, wird natürlich für die Zukunft als Kennzeichen bleiben.



Prall gefüllter Vortragsraum: Katja Dörig trug am 10.10.2019 zu ausgewählten Aspekten Nepals vor.


Viele Themen – das lässt schon der Überblick erkennen – regen zur Diskussion und zum Nachdenken an. So sprach am 16.9.2020 (knapp vor dem Corona-Lockdown) der Passauer Politologie Professor Heinrich Oberreuter über Chancen und Probleme der Demokratie, am 30.6.2021 Altlandrat Franz Meyer über ‚Politik in schwierigem Fahrwasser: Zwischen Flüchtlingswelle, Klimawandel und Corona-Pandemie‘. Auch Themen, die in der mitteleuropäischen Wahrnehmung selten vertreten sind, wie z. B. Australiens Umgang mit Bootsflüchtlingen (7.7.2021), enthalten oft mehr Fragen als Antworten.


Da ist es vorteilhaft, wenn auch ganz andere Inhalte zum Zug kommen. ‚Kunst entsteht‘ (8.9.2021) ist so ein Beitrag, der den Zuhörenden die komplizierte und aufwändige ‚Geburt einer Bronze‘ in zahlreichen Einzelschritten zeigt. Ebenso spannend und aufregend ist der Beitrag von Jürgen Eichinger (20.10.2021) über die Arbeit eines Filmemachers im Überschneidungsbereich von Mensch und Natur: mal vom Boden aus aufgenommen, mal aus der Luft, mal unter Wasser. Und weiter: Jedem Fürstenzeller erschließt die Präsentation über die Wasserheilkunde des Johann Schroth (22.9.2021) das tiefere Verständnis für Bad Pilzweg. Diese Fürstenzeller Institution wird mit ihren Wurzeln (im schlesischen Nieder Lindewiese [CZ]) und infolge der authentischen Vortragenden einfach besser verstanden.

Noch ein Beispiel: Der ehemalige Leiter des bischöflichen Archivs in Passau, Dr. Herbert Wurster, trug am 6.10.2021 über Juden in Ostbayern vor: ‚zwischen Integration und Diskriminierung, Verfolgung, Vernichtung‘. Die Ausführungen machten betroffen, die Nachfragen waren zahlreich, die Sache wird weitergedacht.


Die Planung für die Zukunft schließt hier nahtlos an. Zwar können wegen des schwer abschätzbaren Verlaufs der Pandemie noch keine Termine für das Jahr 2022 genannt werden, die Vorbereitungen sind aber sehr konkret und stellen folgendes Programm in Aussicht: Professor Haversath (Fürstenzell) wird über ethnische Auseinandersetzungen in Südost- und Osteuropa vortragen, Patrizia Pappacena (Wien/Fürstenzell) über politische Turbulenzen in Österreich, Prof. Pietrusky (München) über den Landschaftsmaler Johann Kappel, Ingrid Kölbl (Passau) über Ecuador und Dr. Florian Hartleb (Tallinn [EST]) zu ‚Deutschland im Zangengriff der Extreme?‘ Weiterhin zeichnet sich auch ein Beitrag zum wieder zugänglichen Kloster ab – sogar in der Klosterbibliothek selber! Der Kunsthistoriker Prof. Dr. Karl Möseneder wird hierzu mit etlichen Überraschungen aufwarten.

Das Forum Cella Principum freut sich angesichts des fünfjährigen Jubiläums der Reihe einerseits über die rege Nachfrage bei den Zuhörenden, die aus Fürstenzell und seiner Umgebung kommen, und andererseits über Vortragende, die gerne die Einladung nach Fürstenzell annehmen, um ihre Spezialthemen vorzustellen und mit uns zu diskutieren.

– JBH 2022